29.05.2008
Die Probanden sollten sich an Situationen erinnern, in denen sie von einen anderen Person gekränkt oder verletzt wurden. Danach schrieb die eine Hälfte der 101 Probanden einen Aufsatz über eine Situation, in der sie selbst jemanden gekränkt hatten. Die andere Hälfte berichtete über eine ganz normale Woche.
Anschließend sollten beide Gruppen Fragen beantworten, mit denen ihr Rachebedürfnis erfasst wurde. Daraus errechneten die Forscher eine Art Rache-Index. Der Vergleich zwischen den beiden Gruppen zeigte Erstaunliches: In der Gruppe, die den Wochenbericht geschrieben hatte, schätzten sich die Männer deutlich rachsüchtiger ein als die Frauen - nicht aber in der anderen Gruppe.
Die verblüfften Forscher führten eine zweite Studie durch. Auch hier wurden Probanden, diesmal 155, aufgefordert, sich an kränkende Situationen zu erinnern. Doch diesmal sollten sie keinen Aufsatz darüber schreiben, sondern sie wurden befragt, ob sie zu ähnlichem Verhalten in der Lage wären, wie sie es selbst bei anderen erlebt haben. Die eine Hälfte bekam einen neuen Fragebogen zu hypothetischem Racheverhalten, bevor sie ihre eigene Rachsucht in einen zweiten Fragebogen einschätzte, die andere danach. Und es zeigte sich der gleiche Geschlechtseffekt wie zuvor: Männer, die vorher darüber nachdachten, ob sie selbst zu ähnlichen Vergehen in der Lage sind, zeigten sich weniger rachsüchtig, als Männer, die erst danach zum Nachdenken angeregt wurden.
Eine Erklärung sieht die Psychologin Exline, die nun ihre Ergebnisse im „Journal of Personality and Social Psychology“ veröffentlichte, darin, dass Frauen von Grund auf nachsichtiger seien. Schon im frühen Kindesalter werde ihnen beigebracht, sich in andere einzufühlen und Beziehungen aufzubauen. Deshalb spiele Rache im weiblichen Gerechtigkeitsempfinden keine große Rolle. Männer tun sich dagegen mit dem Vergeben schwerer. Erst wenn sie über ihr eigenes Verhalten reflektieren und merken, dass sie selbst zu ähnlichen Vergehen fähig sind, werden sie milder und nachsichtiger. (tw)