19.06.2008
Coaching-Ausbilder, -Verbände und neuerdings auch Universitäten, die akademische Coaching-Abschlüsse anbieten, streiten derzeit darum, den Coaching-Markt zu regulieren: durch Kompetenzkataloge, Standards und Zertifikate. Doch die Konzepte sind meist weder empirisch validiert noch evidenz-basiert. Dies zu ändern waren die australischen Forscher Kerryn Griffiths und Dr. Marilyn Campbell von der Queensland University of Technology angetreten.
Die Perspektive der Forscher ist die sogenannte Grounded Theory des Lernprozesses, die sie aus qualitativen Interviews mit – lediglich – fünf Coachs und neun ihrer Klienten destillierten. Dabei wurden ausschließlich ICF Master oder Professional Certified Coaches (MCC/PCC) befragt und die Antworten auf den Kodex professioneller Standards der International Coach Federation (ICF) bezogen. Die Ergebnisse wurden soeben in der Zeitschrift „International Journal of Evidence Based Coaching and Mentoring“ (1/2008) veröffentlicht.
Die ICF promotet seit 1999 einen Kodex professioneller Standards. Seit 2007 existiert ein einheitlicher Akkreditierungsprozess für Coachs und Coaching-Ausbilder. Die Zertifizierungen der ICF werden auf drei unterschiedlichen Stufen angeboten: ACC (Associate Certified Coach), PCC (Professional Certified Coach) und MCC (Master Certified Coach); wobei jeweils dem Grad der Ausbildung des Coachs sowie der Berufserfahrung Rechnung getragen wird. Weltweit hat die ICF über 1.600 Coachs zertifiziert, im deutschen Chapter der ICF werden allerdings nur 20 Personen als zertifizierte Coachs angegeben.
Beurteilungsgrundlage der ICF-Zertifizierungen sind elf zu demonstrierende Kernkompetenzen. Die drei Zertifizierungen unterscheiden sich hierbei nicht in den zugrundegelegten Kernkompetenzen, aber im Anspruch der jeweiligen Anforderungen. Die elf Kernkompetenzen sind auf vier Gruppen verteilt:
Errichten des Fundaments
Mitgestaltung der Beziehung
Effektives Kommunizieren
Erleichtern von Lernen und Ergebnissen
Obwohl dieser Kodex auf unwissenschaftliche Art und Weise zustande gekommen ist, bescheinigt ihm die Studie von Griffiths und Dr. Campbell nun höchste empirische Evidenz. – In Anbetracht der recht kleinen Untersuchungsstichprobe und qualitativen Methode ist man sicher gut beraten, diesen Ergebnissen nicht allzu große Bedeutung zuzumessen. Andererseits fügt sich der Befund in die Reihe der Bemühungen um eine Professionalisierung des Coachings ein. (tw)