24.06.2008
Die Bundesregierung fürchtet: In wenigen Jahren könnten Deutschland Hunderttausende Akademiker fehlen. Im vergangenen Jahr sind rund 160.000 Bürger ausgewandert. Darunter viele Fach- und Führungskräfte, die zur „Crème de la Crème unserer Elite gehören“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Walther Otremba am Dienstag in Berlin.
Es sind überwiegend junge, aufstrebende Akademiker ohne Kinder, die Deutschland den Rücken kehrten. Die Studie, die die Prognos AG im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erstellt hat, hat in einer fast einjährigen, international angelegten Befragung die Gründe für die dauerhafte Auswanderung von Fach- und Führungskräften aus Wirtschaft und Wissenschaft ermittelt. Dabei ergaben sich zwei wesentliche Bestimmungsgründe: die hohe Steuerbelastung der Beschäftigten und die Situation an den Hochschulen.
Von den rund 1.400 Fachkräften, die für die Studie befragt wurden, hatten gut 83 Prozent einen akademischen Abschluss. Fast zwei Drittel der Auswanderer waren Männer. Beliebteste Auswanderungsziele sind die USA, Großbritannien und die Schweiz.
Rund 68 Prozent der Befragten zog es in die Fremde, weil sie dort deutlich mehr verdienen können. Rund 53 Prozent der Fachkräfte bezeichneten die deutsche Einkommens- und Beschäftigungssituation als unbefriedigend. 38 Prozent kritisierten eine zu hohe Steuer- und Abgabenlast, 31 Prozent zu viel Bürokratie und 25 Prozent fehlende Gestaltungsfreiheit in Wirtschaft und Wissenschaft. Zwar können sich 46 Prozent der Fachkräfte eine Rückkehr in die Heimat vorstellen. Doch nur für sieben Prozent steht die Heimkehr bereits fest...
Nach Einschätzung des Ministeriums können Einwanderer den Aderlass nicht ausgleichen. Zuwanderer seien meist schlechter qualifiziert. Bis zum Jahr 2013 fehlen nach Angaben der Bundesregierung 330.000 Akademiker - darunter 70.000 Naturwissenschaftler und 85.000 Ingenieure. Armes Deutschland. (tw)