Coaching – ein Beruf auf der Suche nach Professionalität

05.09.2008

Eine Diplomarbeit befasst sich mit Sichtweisen von österreichischen Coachs über deren Profession und den Weg zu einem einheitlichen Berufsbild.

Ein einheitliches Berufsbild von "Coaching" hat sich in Österreich erst ansatzweise heraus gebildet, resümiert Mag. Vanessa Kneiß in ihrer Diplomarbeit im Fach Psychologie an der Universität Salzburg, auf die nun der ACC-Coaching-Newsletter (2/08) hinweist.

Die 175 Teilnehmer der empirischen Online-Fragebogen-Untersuchung Mitte des Jahres 2007 sind zwar weitgehend einer Meinung, wenn sie unter Coaching eine professionelle, zeitlich begrenzte Begleitung und ressourcenorientierte Beratung von Personen in Führungs- und Leitungspositionen verstehen. Für ein einheitliches Berufsbild bedarf es aber nach Meinung der Autorin einheitlicher Ausbildungsrichtlinien, klarer Zugangsberechtigungen zu dieser Berufsgruppe und einer eindeutigen, gesetzlich geregelten Definition, was Coaching ist und was nicht.

Professionen helfen, mit der Unsicherheit ihrer Tätigkeit umzugehen und können aufgrund ihrer wissenschaftlich fundierten Ausbildung auch Probleme bearbeiten, für die es bisher keine Präzedenzfälle gibt. Für die Professionalisierung von Coaching bedeutet das, ein Coach sollte nicht nur das methodische Inventar seines Faches kennen, sondern anhand der Ergebnisse seiner bisherigen Interventionen auch sein Methodenrepertoire variieren und erweitern können. Eine dementsprechende Ausbildung soll ihn dazu befähigen.

So scheint zum Zeitpunkt der Befragung als Defizit der Professionsbildung auf, dass es in Österreich für Coaching noch keine einheitlich vorgeschriebenen Ausbildungsregeln gibt, auch wenn Ausbildungseinrichtungen mit stabiler Struktur und klaren, umfangreichen Curricula von verschiedenen Seiten gefordert werden. (Inzwischen hat der ACC im Jahre 2008 allerdings eine Grundlage für Ausbildungs-Curricula geschaffen). So weisen die Teilnehmer der Online-Befragung ein großes Spektrum an unterschiedlichen Ausbildungen und Primärberufen auf. Der Großteil entstammt einem psychologischen (43%) bzw. pädagogischen Umfeld (17%), es finden sich jedoch auch Personen, deren ursprüngliche Berufswahl nicht sofort auf eine Coaching-Tätigkeit schließen lassen würde (Wirtschaftswissenschaften: 10%; Sportwissenschaften: 7%). 81 Prozent der Befragten haben keine als solche titulierte Coaching-Ausbildung absolviert, sind aber dennoch als Coach tätig. Zwischen fünf und neun Jahren als Coach tätig sind 32 Prozent der Befragten. Weitere 25 Prozent sind noch kürzer im Geschäft.

Die Berufsethik der Befragten entstammt dem Primärberuf. 90 Prozent der Befragten sind verbandlich organisiert. In Österreich gibt es allerdings keinen einheitlichen Berufsverband für Coaching. 34 Prozent der Befragten sind in der Österreichischen Vereinigung für Supervision (ÖVS), 25 Prozent im Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP), 11 Prozent im Österreichischen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik (ÖAGG) und nur vier Prozent sind im Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen organisiert. Dem Dachverband ACC entstammen nur ein Prozent der Befragten. Und das Arbeitsfeld der Coachs ist nicht monopolartig von Staats wegen gesichert. (tw)

Weitere Informationen:
www.mowis.info

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