15.10.2007
Während Frauen im deutschen Topmanagement immer noch eine rare Spezies sind, kommen sie in Familienunternehmen immer häufiger an die Spitze. Oft haben sie an eine Karriere im Unternehmen ursprünglich gar nicht gedacht. Oft steht eben der männliche Nachwuchs im Fokus. Der weibliche Nachwuchs ist nur die zweite Wahl. Nur 20 Prozent der familieninternen Übergaben gehen zurzeit an die Tochter.
Doch für die Töchter stehen die Chancen gar nicht so schlecht, an die Spitze zu gelangen, bereichtet nun die Financial Times Deutschland in einem Dossier. In den kommenden fünf Jahren, schätzt das Institut für Mittelstandsforschung, stehen rund 71.000 Unternehmensübertragungen jährlich an. Und etwa 90 Prozent der Familienunternehmen wünschen sich eine familieninterne Nachfolge. Doch in weniger als der Hälfte der Fälle gelingt sie - Tendenz sinkend. Deshalb werden die eigenen Kinder als Nachfolger umworben - das Geschlecht ist dann Nebensache.
Aus Sicht der Väter gibt es sogar starke Argumente für die Töchter. Vor allem, wenn sie ein enges Verhältnis zum alten Herrn pflegen. "Über die Tochter erhoffen sich die Patriarchen häufig auch nach dem Wechsel stärkeren Einfluss auf ihr Unternehmen ausüben zu können. Der Sohn kann schnell zum Königsmörder werden", wird Kirsten Baus, Inhaberin des Instituts für Familienstrategie, zitiert. Töchter dulden eher eine längere Koexistenz mit dem Senior, bemühen sich um Kontinuität in der Unternehmenskultur. Und sie sind offenbar die sozialkompetenteren Abkömmlinge. Ohne harte Brüche zu verursachen, bringen Töchter neue Elemente in das väterliche Unternehmen ein und setzen auf die Moderation von Führungsteams. (tw)
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