07.12.2007
Zunächst sind es Wissen, Können, Geschicklichkeit und Wille zur Macht, die Menschen in höhere Positionen bringen. Dort tendieren sie dann zunehmend zu Machtausübung, lernen zu wenig, machen Fehler, versuchen, die Fehler zu korrigieren durch noch größere Fehler und treiben sich so in den Ruin - eventuell mitsamt der ganzen Firma.
Der Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Wolfgang Scholl von der Berliner Humboldt-Universität beschreibt mehrere solche zerstörerische Mechanismen in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Wirtschaftspsychologie" (3/07): Machtausübung beispielsweise wird häufig als Chance genutzt, nicht hinzulernen zu müssen. Die mangelnde Einsichtsfähigkeit hochrangiger Persönlichkeiten eskaliere dann oft in der Verstärkung des Falschen; immer mehr und auch skrupellosere Mittel würden dann eingesetzt, um den als richtig geglaubten Weg bis zum Erfolg weiterzugehen. Warnzeichen, dass es wohl der falsche Weg sei, würden missachtet und auch von den Untergebenen nicht nach oben gemeldet - aus lauter Angst, für schlechte Nachrichten bestraft zu werden.
Demgegenüber fördere ein partizipativer Führungsstil nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Lernfähigkeit und die Produktivität aller Beteiligten - inklusive der Bewohner der Chefetage selbst. Scholl empfiehlt leitenden Persönlichkeiten statt Machtausübung, Einfluss zu nehmen: „Einflussnahme ist nicht einfach der Verzicht auf Machtausübung oder eine mindere, schwächere Form. Einflussnahme ist eine Kunst.“ Sie bestehe darin, sanfte Mittel wie Information, Expertise, Charisma, Belohnungen und einige Formen der Legitimität einzusetzen. Sie gehöre daher zu den "Soft Skills". Mit Einflussnahme ließen sich viele negativen Folgen für die Machtbetroffenen wie für die Machthaber selbst vermeiden. Weil nämlich damit mehr Wissen zur Lösung anstehender Probleme produziert, die Handlungsfähigkeit gefördert und somit schlussendlich der Erfolg erhöht werde. (tw)