20.07.2007
Über Traurigkeit und Ärger zu sprechen hilft: Und zwar ganz gleich, ob mit einem Vertrauten, dem Therapeuten oder dem Barkeeper. Matthew Lieberman und sein Team von der University of California in Los Angeles untersuchten 30 Freiwillige mit der funktionalen Magnetresonanztomografie (fMRT). Die 18 Männer und 12 Frauen sollten sich Fotos von Gesichtern mit traurigem oder ärgerlichem Gesichtsausdruck anschauen. Die Forscher zeichneten dabei die Aktivität in den unterschiedlichen Bereichen der Probandenhirne auf. Die Ergebnisse wurden soeben in der Mai-Ausgabe der Fachzeitschrift "Psychological Science" veröffentlicht.
Wenn die Versuchspersonen den traurig oder ärgerlich dreinschauenden Fotos Namen wie Sally oder Harry zuordnen sollten, zeigte die Amygdala starke Aktivität. Dieser Bereich ist unter anderem für die Verarbeitung von Angst, Panik und anderer starker Emotionen zuständig. In einer Variation des Experiments forderten Lieberman und seine Kollegen die Probanden dann ganz schlicht auf: Sag, was du siehst! Als dann die Versuchspersonen traurige Gesichter mit "traurig", ärgerliche mit "ärgerlich" bezeichneten, ging die Aktivität der Amygdala merklich zurück. Es scheint, als dämpfe das Aussprechen die Reaktion in diesen grundlegenden emotionalen Schaltungen im Gehirn.
Dieselbe Gegend im Denkorgan ist auch für motorische Kontrolle - also Bewegungen - zuständig. Lieberman sieht hier eine mögliche Erklärung: Wenn man auf eine rote Ampel zufahre, dann müsse man andere Reaktionen unterdrücken, um erstmal auf die Bremse treten zu können. "Dieselbe Region könnte so auch helfen, emotionale Reaktionen zu unterdrücken", sagte er. Das wäre eine plausible Erklärung für den hilfreichen Effekt, den viele Menschen erleben, wenn sie im persönlichen Gespräch negative Emotionen erst einmal benennen und aussprechen - nämlich, dass sie nachlassen. (tw)