Flow bei der Arbeit, doch Glück in der Freizeit

01.08.2007

Die Zielausrichtung hat während der Arbeit auf Flow einen starken positiven Effekt. Doch in der Freizeit stört sie die Zufriedenheit.

Wer freudig in seiner Tätigkeit aufgeht, die er trotz hoher Beanspruchung noch gut unter Kontrolle hat, der erlebt Flow. Alles läuft glatt (=flow), Stunden vergehen wie Minuten, die Konzentration kommt von selbst. Ob Extrembergsteiger, Chirurgen oder Musiker, der Forscher Csikszentmihalyi entdeckte Flow seit Anfang der 90er Jahre in vielfältigen Zusammenhängen.

Schon die ersten Untersuchungen brachten überraschende Ergebnisse: Flow tritt in der Arbeit öfter auf als in der Freizeit. Trotzdem geben die untersuchten Personen während der Arbeit häufiger als in der Freizeit an, jetzt lieber etwas anderes tun zu wollen. Glückserleben und Zufriedenheitsgefühl scheinen also eher in der Freizeit ausgeprägt zu sein - ein Paradoxon.

Forscher rund um den Potsdamer Psychologieprofessor Falco Rheinberg haben nun bei 101 Arbeitnehmern verschiedener Berufe eine Woche lang Daten zum Flow-Erleben, zu Glück und Zufriedenheit und zur Zielausrichtung laufender Aktivitäten gesammelt. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie (3/07) veröffentlicht. Auch sie bestätigten das Paradoxon, bringen nun aber eine empirisch gestützte Erklärung: Während der Arbeit waren Aktivitäten häufiger auf die Erreichung von Zielen ausgerichtet als in der Freizeit. Und diese Zielausrichtung wirkt auf Flow und das Zufriedenheitsgefühl unterschiedlich.

Während der Arbeit hat die Zielausrichtung auf Flow einen starken positiven Effekt, auf das Zufriedenheitsgefühl jedoch nicht (neutral). In der Freizeit werden höhere Werte für Zufriedenheit sogar dann erreicht, wenn jemand keine deutliche Zielausrichtung aufweist. Und die Forscher fanden heraus, dass in 74 Prozent aller Arbeitszeitpunkte eine deutliche Zielausrichtung vorliegt. In der Freizeit sind dagegen 54 Prozent aller Messzeitpunkte ohne deutliche Zielausrichtung. So gesehen erklärt sich das Paradoxon zumindest partiell als Effekt unterschiedlicher Zielausrichtung von Arbeits- und Freizeitaktivitäten.

Und warum macht nun die Zielausrichtung unglücklich? Die Forscher argumentieren, Ziele repräsentierten erwünschte Zustände, die also noch nicht eingetreten seien. Damit würde per definitionem eine negative Ist-Soll-Bilanz eröffnet; Menschen mit Zielen seien damit per definitionem unzufrieden. So lässt sich allerdings noch nicht erklären, warum sich die Zielausrichtung zwar in der Freizeit, aber nicht während der Arbeit negativ auswirkt. Dies Erklärung dafür muss nun allerdings erst noch gefunden werden. (tw)

Weitere Informationen:
www.hogrefe.de

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