In jedem Unternehmen treten früher oder später Probleme auf. Meistens ist es dann Aufgabe der Führungskräfte, diese Probleme anzugehen. Grob gesagt: In der Regel denken sich die Chefs Lösungswege aus, die Mitarbeiter müssen diese umsetzen. Hier könnte man sich fragen: Wenn nur einige wenige Personen im Unternehmen über Problemlösestrategien verfügen, werden dann nicht Ressourcen verschwendet? Ist es nicht effizienter, wenn alle Mitarbeiter in der Lage wären, Probleme oder Schwachstellen zu erkennen, zu vermeiden und aus der Welt zu schaffen? An dieser Stelle dockt das Kata-Coaching an. Durch routinemäßige Übungen sollen alle Mitarbeiter eines Unternehmens lernen, wie sie mit Schwierigkeiten umgehen können, um die Produktivität aufrecht zu erhalten oder gar zu erhöhen.
Das Wort „Kata“ stammt aus dem Japanischen und wird vor allem im Kontext der japanischen Kampfkunst Karate gebraucht. Dort bezeichnen Kata eine Art Schattenkampf gegen einen fiktiven Angreifer. Frei in die deutsche Sprache übersetzt, lässt sich Kata am ehesten mit den Wörtern „Form“ oder „Muster“ gleichsetzen. Um die geht es auch im Karate: Mithilfe der verschiedenen Kata soll die jeweilige Stilrichtung der Karate-Schule erlernt und gefestigt werden. Bei der wiederholten Ausführung von Kata prägen sich Karateka bestimmte Abfolgen von Schritten und Techniken ein. Als Ziel sollen diese Techniken ins Muskelgedächtnis der Ausführenden übergehen und im Falle eines tatsächlichen Angriffs, routiniert und ohne groß überlegen zu müssen, gegen den Gegner angewendet werden können. (Sturm, 2019)
Die Fähigkeit, reflexartig auf Bedrohungen reagieren zu können, die im Karate durch Kata antrainiert wird, soll dank Kata-Coaching auch Arbeitnehmern eines Unternehmens zugutekommen, so die Argumentation von Mike Rother (2013), dem Begründer der Kata-Methode im Business-Kontext. Rothers Auffassung zufolge gelingt es Firmen mithilfe des Kata-Coachings, das auf den japanischen Automobilhersteller Toyota zurückzuführende Lean Thinking bei sich zu etablieren. Toyotas Lean-Philosophie ist mittlerweile so gefragt, dass das Unternehmen über seine Toyota Lean Academy die Lehre vom Lean-Ansatz an andere Firmen und Organisationen weltweit weitergibt (Toyota, 2022). Doch da die meisten Firmen nicht über Arbeitnehmer verfügen, die den Lean-Gedanken bereits verinnerlicht haben, soll es ihnen laut Rother (2013) mittels Kata-Coaching nahegebracht werden können.
Obgleich Toyota die Lean-Philosophie vorrangig für seinen Produktionsablauf zur Automobilherstellung entwickelt hat, lassen sich ihre Prinzipien – mit einigen Anpassungen – auf sämtliche Bereiche eines Unternehmens und auch in anderen Branchen als der Automobilherstellung anwenden (Institut für Integrierte Produktion Hannover, 2022). Letztendlich geht es bei der sogenannten „schlanken Methode“ stets darum, Wege zu finden, „um Prozesse effizienter zu organisieren. Effizient bedeutet, dass wir ein Ziel mit möglichst wenig Aufwand erreichen. Das Lean Management setzt dabei auf die Minimierung von Verschwendung, um Kosten zu reduzieren, Prozessabläufe in der Wertschöpfungskette zu verkürzen und Fehler zu vermeiden – bei gleichzeitigem Streben nach bestmöglicher Qualität.“ (Czechowski, 2020)
Bei den Lean-Methoden steht immer der Kunde im Fokus. Alles, was nicht zur Erfüllung der Kundenzufriedenheit beiträgt, darf entschlackt werden, um Kapazitäten zu schaffen für etwas, worauf der Kunde Wert legt. Auf diese Weise soll Verschwendung jeglicher Art vermieden werden. Mit dieser Kunden-Orientierung streben Mitarbeiter in einem Lean-System nach einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP). Grundregel des Lean Managements ist demnach: Alles kann immer verbessert werden. In diesem Denken werden Fehler nicht als etwas Negatives angesehen, sondern als Chance, sich oder etwas zu verbessern. (ebd.)
Kata-Coaching stellt ein mögliches Vorgehen dar, um die Prinzipien des Lean Managements in die Praxis umzusetzen. Es umfasst dabei zwei Prozessschritte:
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