Meinem vor einigen Monaten spontan gefassten Entschluss, Dir, lieber Wolfgang Looss, zu Deinem 70. Geburtstag eine Laudatio zu verfassen, stehe ich jetzt etwas ratlos gegenüber. Eine Laudatio als Gesellschaftsrede dient bei offiziellen Anlässen, wie es Dein 70. Geburtstag gewiss einer ist, als Möglichkeit, den geladenen Gästen die zu ehrende Person und das Wesentliche ihrer Leistung, wenn auch aus sehr subjektiver Sicht, es sei mir verziehen, kurz vorzustellen. Ratlos wurde ich, als ich mir vor Augen führte, dass es ja gar keine Lobrede im üblichen Sinne sein würde, es keine geladenen Gäste geben würde und dass der feierliche Anlass, Dein 70. Geburtstag inzwischen eine Weile hinter uns liegt.
Nun, man kann das so sehen. Man kann das auch anders sehen. Spiegelt sich doch wahrscheinlich schon im Beginn dieser Laudatio einer Deiner Wesenszüge. Du bist bekannt und beliebt ob Deiner Wertschätzung für den Menschen und Deines scharfen, analytischen Blicks, den Du wortgewaltig zu platzieren verstehst. Immer darauf bedacht, dass die Menschen Dir folgen können, Dir aufmerksam zuhören, in die Überraschung der Nachdenklichkeit stolpern und erstaunt wie kleine Kinder aus einem Zustand aufwachen, den sie zuvor nicht zu bewältigen glaubten. Als Analytiker kennt man Dich. Als Analytiker schätzt man Dich. Als Analytiker fürchtet man Dich gewiss auch. Als Analytiker, und das spiegelt sich vielleicht in meiner Ratlosigkeit, ist man nah genug dran und weit genug weg.
Viele, die Dich aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen und Begegnungen kennen, wissen um die von Dir beherrschte Kunst der unspektakulären und doch nachdrücklichen Begegnung. Einer Begegnung, die wachrüttelt, die nachdenklich stimmt, die Sinn macht, die verstanden wird, die aber nicht der Verführung oder Verlockung der Verbrüderung mit dem Gegenüber erliegt.
Lange schon, bevor ich Dir das erste Mal Mitte der 70er Jahre begegnet bin, lief Dir ein solcher Ruf voraus. Damals gab es an der Ruhr-Universität in Bochum zwei studentische Initiativen, die sich mit dem Phänomen „Gruppe, System und Organisation sowie Entwicklung“ befassten. Du warst in der einen Gruppe und ich in der anderen. Deine Gruppe scharte sich um Prof. Walter Niesel, Inhaber des Lehrstuhls für vegetative Physiologie, und übte sich in den Erfahrungen, Praktiken aber auch in der konzeptionellen Weiterentwicklung bezogen auf die National Training Laborities (NTL). Das Codewort „Gruppendynamik“ faszinierte Euch und die Kollegen vom hochschuldidaktischen Zentrum außerordentlich und es schien uns als Außenstehenden die Eintrittsformel zu sein, an Eurem Zirkel, an einer Gemeinschaft der „Gruppendynamiker“ teilzuhaben.
Wir hingegen, geschart um Prof. Carl Klüwer, als Psychoanalytiker am RUB-Lehrstuhl für Sozialpsychologie tätig, experimentierten begeistert mit der eher europäischen Variante von „Gruppendynamik“. Diese stützte sich auf die Erfahrungen, die Praxis und die Konzepte der psychoanalytisch ausgerichteten Tavistock-Klinik in London. Unser Codewort war die Arbeit mit der „Dynamik in der Gruppe“. Die „Niesel-Gruppe“, das war der Terminus Technicus mit dem wir Euch belegten, schien uns aus einer Gruppe von hochengagierten, zumeist psychologisch interessierten Studenten zu bestehen, wobei Du, so Dein Ruf in unserem Lager, offensichtlich den Kopf verkörpertest. Es schien, als hätten Deine Worte, Deine Überlegungen und Vorschläge in der „Niesel-Gruppe“ ein besonderes Gewicht, ohne aber, dass Du als eine (geheime) Führungsperson angesehen wurdest. Auch heute weiß man um Deine uneingeschränkte Fähigkeit, Muster zu erkennen und um Deine aufrichtige Selbst-Verpflichtung auf ein transparentes Wertefundament. Man weiß, wie heilsam und wohltuend – manchmal auch unbequem – die Begegnung mit Dir ist, sei sie beruflich oder privat. Natürlich beherrschst Du vortrefflich die rhetorisch-sezierende Kunst des vornehmen Zorns, wobei man sich heute eher doch durch Deine Präsenz eingeladen versteht, sich wohlzufühlen.
Auch Dein damaliger Ruf eines hochengagierten, redegewandten, sehr erfahrenen und analytisch kompetenten Kommilitonen schwingt bis heute in jedem der Gespräche, die ich mit den Kollegen und Kunden zur Vorbereitung dieser Laudatio geführt habe, mit. Dieser Ruf prägt und charakterisiert Deine Arbeitsweise, Deine Grundhaltung dem einzelnen Menschen sowie den Menschen in Organisationen zu begegnen. Er entspricht, und das möchte ich betonen, Deinem besonderen Ethos, Kollege zu sein. (Wenn es hier Anwesende gäbe, würden diese meine Überzeugung gewiss teilen und man entnähme dies den schmunzelnden, in Erinnerung schwelgenden Mimiken.)
Dein berufliches Leben ist tatsächlich sehr, sehr lang und voller ineinander greifender Facetten. Es gestaltet sich im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtig und vollzieht sich auf verschiedenen Ebenen, in für Außenstehende oftmals unverbundenen, gesellschaftlichen, beruflichen Räumen – und das immer noch und gleichzeitig. Vielleicht ist dies ja eins Deiner Geheimnisse, nämlich die Bereitschaft und Kompetenz, Unterschiedlichkeit gleichzeitig zu leben?
Wesentliche Erfahrungsfelder
Nun, Du gehörst wohl nicht zu den „prominenten“ Vertretern Deiner Zunft, auch wenn Dich viele Menschen kennen. Besagt doch ein Ergebnis der Prominenzierungsforschung, dass man dann am ehesten prominent wird, wenn man mit seinem Bild in der Öffentlichkeit präsent ist. Dabei käme es weniger auf die Inhalte an, die mit der Person verknüpft werden. Du aber stehst gerade für Inhalte!
Im Übrigen sind Image, Geld und Macht nicht das, was Dich im Inneren antreibt. Kannst Du doch auch schonungslos sein, „wenn es nicht mehr Deins ist“. Mächtige schätzen das an Dir im Besonderen, weil sie spüren, dass die Auseinandersetzung mit Macht und Mächtigen eine Deiner Herzensangelegenheiten und Stärken ist. Sie schätzen dies, weil sie gleichzeitig immer sicher sein können, dass Du nicht an ihrer Macht partizipieren willst. Du bist nicht Partei. Mächtige sind sicher vor beraterischen Übergriffen und können selbst sicher in ihrer eigenen Unsicherheit als Mächtige sein. Folgende Bemerkung aus Deinem Kundenkreis, es handelte sich um die höchste Führungsebene, bringt es exemplarisch auf den Punkt: „Dr. Looss ist der Einzige, der uns ausgehalten hat“.
Wärst Du prominent, könnte ich mir vorstellen, dass es Dir eher „unangenehm“ wäre. Du zeigst keine Starallüren. Du bist kein Guru. Du hast keine Marke entwickelt. Nein, Du bist Vorbild! Deine Bescheidenheit ist Deine Klugheit! Du wirkst dadurch, dass Du da bist. Unprätentiös. Im klaren, unmissverständlichen, unaufdringlichen, verlässlichen Kontakt zu den Menschen, mit denen Du gerade zu tun hast. Im Kontakt über die beruflichen und persönlichen Anliegen dieser Menschen. Wie unterschiedlich sie auch immer sein mögen. Immer auf Augenhöhe mit jedem Gegenüber, dabei profund geschätzt. Dies gilt selbstverständlich für beide Seiten. Das ist professioneller Respekt.
Der Umstand, in so unterschiedlichen beruflichen Feldern unterwegs zu sein, führte daher eher zu einer Vielfalt von Vorbildrollen, Vorbildmerkmalen. Diese charakterisieren einerseits die Spezifika des jeweiligen beruflichen Feldes und Deines dortigen Wirkens. Andererseits lassen sie Deine Vorbildkompetenz als zutiefst integrative erscheinen. Verkörperst Du doch, wo immer Du auch gerade unterwegs bist, immer zugleich diese Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Gerade dies, so vermute ich, schätzen die Menschen, die mit Dir zu tun haben, am meisten. Gerade dies brauchen die Menschen auch.
Vor vielen Jahren lernte ich einen wesentlichen Unterschied kennen, der zwischen einem Ex perten und einem Meister in seinem Fach besteht. Ein Experte ist ein ausgewiesener Fachmann in seinem Gebiet. Ein Meister ebenso. Dieser schöpft jedoch in seiner Arbeit zugleich aus dem schier unendlichen Reichtum seiner Erfahrungen. Wenn ich als Manager die Wahl habe, würde ich natürlich einen Meister zu Rate ziehen. Wolfgang, Deine Kunden haben mir dies unumwunden, mit einer feinen Bewunderung in der Stimme, bestätigt: Du, so die einhellige Meinung, verstehst wirklich etwas von Menschen und wie Organisationen funktionieren.
Sowohl für Berater-, Therapeutenkollegen aber auch für Manager warst Du immer auch Modell. Ein Modell, das sich nie zur Nachahmung anbiederte. Ein integres Rollen-Modell. Ein Modell, das exemplarisch und vergleichbar mit einer Theaterfigur, einem Protagonisten, die Choreographie von Kostüm, Maske, Text, Drehbuch und Funktion im gesamten Stück zugleich verkörpert. Und zudem durch Deine Wertehaltung in Erinnerung bleibt.
Du beherrscht auch die Choreographie Deiner eigenen unterschiedlichen Rollen. Eine in der Beraterzunft nicht oft anzutreffende Fähigkeit. Du kannst dominant sein, hervorgehoben agieren und dann nahtlos in die zweite Reihe wechseln, die zweite Geige spielen. Einfach so, ohne dass es vorher abgesprochen werden muss, fädelst Du Dich ein. Einfach so, weil es Dir ein Anliegen ist. Einfach so, weil Du so bist.
Viele würden Deine Kunstfertigkeit, wenn ein solcher Sprachgebrauch hier möglich wäre, archetypisch nennen. Auch wenn es nie Dein Bestreben war, so zu werden, Du bist für viele ein Ideal, das man vor Augen hat, ohne sich im Einzelnen ständig daran auszurichten. Sie erleben Dich wie ein Ideal. Ich meine die Menschen, die Du in ihren Entwicklungsprozessen begleitet hast. Das sind die Kollegen, die Du an dem Reichtum Deiner Erfahrungen teilhaben lässt. Du kannst eben immer gleichzeitig: sehr konkret und lebendig wirken, konzeptionell und theoretisch, prägnant und gewährend, tauglich und zweckmäßig, annehmbar und charakterfest. Uneitel wie Du bist, verzichtest Du darauf – und das ist vielfach nicht die Regel in der heutigen, nach Effizienz gierenden Zeit – makellos sein zu wollen, fehlerfrei oder ständig erstklassig. Du verstehst Dich eben nicht als Inbegriff von beraterischer Perfektion, als kollegiale Richtschnur oder gar Idol einer Generation von Beratern, nicht als Gralshüter der reinen Lehre. Kannst Du doch auch hilfsbereit und dankbar sein. Machst gar, altmodisch wirkend, keinen Hehl daraus, unterwegs zu einer „better world“ zu sein.
Wolfgang, Du bist Dir stets treu geblieben. Unverkennbar. Kontakt zu haben, zu halten und verlässlich zu wahren, gelang Dir durch Deine Originalität. Im wahrsten Sinne des Wortes bist Du als Original Vorbild. Und auch umgekehrt: Du wahrtest uneingeschränkt und gnadenlos Kontakt zu Dir selbst. Konnte es doch passieren, dass Du dich selbst zur Disposition stellen kannst, wenn aus Deiner Sicht in der Arbeit eine Schmerzgrenze hinsichtlich Deiner Wertehaltung erreicht war. Gewiss erinnerst Du Dich noch daran, wie Du vor einigen Jahren daher mitten im Gespräch ein Meeting auf höchster Ebene bei einem DAX-Unternehmen verlassen hattest. Chapeau!
Natürlich bist Du eine Autorität. Sowohl als viel geachteter Könner Deines Faches als auch als bescheiden gebliebene Koryphäe wirkst Du durch den unverkennbaren Stil Deiner Praxis. Dein besonderes Ansehen dabei erwirkst Du durch Dein wertschätzendes Durchsetzungsvermögen, Verbindlichkeit in Kontakt und Kommunikation sowie die unspektakuläre Magie, „mit jedem zu können“. Seien es Kollegen oder Manager, Engländer oder Asiaten, Lehrer oder gar Drogenabhängige, die dich beruflich umgeben. Während die Einen von Integration sprechen, vermagst Du zu integrieren. Und wohlgemerkt, Integration heißt für Dich offensichtlich auch: nicht der Andere ist fremd, sondern auch ich bin fremd. Autorität stellst Du daher unter Beweis, indem Du, von den Beteiligten respektiert, Individualität und Gemeinsamkeit, Unterschiedlichkeit und Ähnlichkeit, Gefühl und Verstand, Person und System zugleich im Blick behältst.
Du bist für Generationen von Berater- und Coach-Kollegen das (nachahmenswerte) Beispiel, auch wenn man im Lauf der Zeit seinen eigenen Weg geht. Vorbildhaft „Beispiel“ bleibst Du, indem man sich gerne auf die Weiterbildung, die gemeinsame Arbeit mit Dir bezieht. Die Entwicklung des persönlichen Stils schließlich dient dann der eigenen professionellen Bereicherung. Sie kann auch als besondere Wertschätzung Dir und Deinem Bemühen gegenüber gesehen werden, nämlich den Grundstein für eine solche persönliche und berufliche Bereicherung gelegt zu haben.
Es gibt verschiedene Wege, Menschen zu motivieren, ihrem Ansporn Ausdruck zu verleihen, das Feuer, das in ihnen brennt zu wecken oder zu schüren. Du wirkst durch Deine einfache immer gut geerdete Präsenz, die hierdurch so überzeugende Gewaltigkeit Deiner oftmals einfachen aber umso prägnanteren Worte als Motivator. Ich kann mir Dich nicht laut vorstellen. Nein, eher sogar umgekehrt: indem Du dich unmerklich zurückzunehmen beginnst, Dein Gegenüber mit leicht blinzelnden Augen beobachtest, Deine Worte dabei, nicht besonders wählerisch, dadurch um so markanter ausgesprochen, nutzt, um Dein Ge genüber, bewusst oder noch nicht bewusst, zur Selbst-Wirksamkeit einlädst. Manchmal gabst Du mir den Eindruck, dass der Mut zur Selbst-Wirksamkeit, verbunden mit der Ehrfurcht vor der Entwicklungsfähigkeit des Menschen eine Deiner tiefen Überzeugungen spiegelt. Vielleicht ist das ja gerade eins Deiner besonderen Talente, die Selbst-Wirksamkeit bei Deinem Gegenüber zu wecken. Vielleicht ist es das, was Du einmal „teachable moments“ genannt hast. Es seien die Momente, in denen man eher bereit ist, eingestimmt ist und wach für Veränderung, für Lernen, für Entwicklung.
Inzwischen bist Du Zeuge unendlich vieler und einzigartiger Begegnungsszenen und Erfahrungsprozesse geworden. Hierdurch unaufdringlicher Wegbegleiter, weil Du bei all der Wichtigkeit, die Du für die Menschen hast, Dich zurückzunehmen weißt. Du stellst Dich eben nicht in den Vordergrund, auch wenn es die Situation „verlangen“ würde. Auch wenn Menschen Dich dort sehen wollen. Als Zeuge nimmst Du situativ, für einen Moment, oftmals ohne eine bestimmte Aufforderung hierzu, teil an einem für den jeweiligen Menschen sehr bedeutsamen Geschehen. Manche mögen es Entwicklung nennen, manche Problemlösung, andere wiederum Erschütterung. Die Funktion Deiner Zeugenschaft liegt in der unauffälligen, wenn auch tatsächlich eindeutigen, wachen Anwesenheit Deiner Person, in der Gewissheit, dass Du das Hier und Jetzt mit diesem Menschen mitbekommst. Dies mit ihm teilst, so dass der Andere (wieder) an sich zu glauben vermag.
Du gehst durch die Welt wie ein neugieriges Kind, fähig, sich erstaunen zu lassen. Nie dem Mainstream verpflichtet. Eben ein Pionier. Immer ein Pionier. Vielleicht stellt das Leben ja eine dauerhafte Einladung dar, Neuem zu begegnen. Neues zu kreieren. Wie ein Pionier auf den Spuren des noch nicht Geborenen zu wandeln. Fast könnte man meinen, Du würdest einen Drang verspüren, die Welt durchdringen zu wollen. Wenn beispielsweise etwas schief läuft, hältst Du das aus, weil es Dir auf den Lerneffekt ankommt. Du kannst auch verwerfen, weil Du nicht angewiesen bist, alles „auch wirtschaftlich zu verwerten“. Lernen heißt daher für Dich wachsen. Selbst wachsen! Andere wachsen zu lassen! Pionier meint aber immer auch Grenzgänger zu sein. Du bist „gegen den Strich gebürstet“ und das zeichnet Dich aus. Dann bist Du als Person spürbar, sichtbar und streitbar.
Dir wird von allen, die ich sprach, eine außerordentlich hohe Intelligenz und Lesefreude nachgesagt. Endlos fleißig seist Du und begnügst Dich nie mit dem, was ist. Du musst immer neue, „gute“ Fragen finden. Und wenn man Dich was fragt, kann man eine „tiefere Weisheit“ dahinter erkennen, ohne dass Du schulmeisterlich wirkst. Wissen ist für Dich kein Privateigentum. Vielleicht ist Wissen ja für Dich immer aus Erfahrung, aus gemeinsamer Erfahrung geborenes Wissen. Leider hast Du diesbezüglich auch unfreundliche, schmerzliche Erfahrungen gemacht, wenn andere Deine Arbeitspapiere, ohne Bezugnahme auf Dich, selbst publizierten. Du gibst und andere nehmen. Und Du weißt, dass die anderen nicht immer unbedingt (zurück-)geben. Bewundernswert, dass Du Deine diesbezügliche Enttäuschung andere nicht spüren lässt. Wirklich bewundernswert, dass Du ab und an in einem solchen Fall dem anderen sogar noch treu bleiben kannst.
Ich habe Dich aber auch als modernen Nomaden kennengelernt. Lange Zeit hört man nichts von Dir, dann Deine Stimme, so als hätten wir uns gestern eben verabschiedet: Deine sonore Stimme schiebt den Schleier der Zeit zur Seite. So als wüsstest Du, nimmst Du keinen Bezug darauf. So als wüsstest Du, bietest Du den Augenblick hier und jetzt an.
Ich habe Dich oftmals wie einen beruflichen Bruder erlebt. Jedes Mal, wenn wir uns sahen, nahm ich etwas mit nach Hause. Etwas Einfaches wohl, daher umso gehaltvoller. Wohl nie werde ich die Betonung vergessen, die Du in die Notwendigkeit von Anschlussfähigkeit gelegt hast. Die Notwendigkeit von Vernetzung, aber auch Deine hiermit verbundene Verwunderung. Hast Du doch oft genug erfahren, dass Netzwerke mit einem Schlaraffenland verwechselt werden. Vergessen viele doch, dass man zunächst etwas in dieses Netz werk reingeben muss, um (vielleicht) etwas zurückzubekommen. Du, lieber Wolfgang, gibst. Da bin ich mir sicher. Da sind sich auch diejenigen sicher, mit denen ich sprach. Du gibst aufrichtig.
Vortrefflich wurde ich in den Gesprächen unterstützt durch: Marina Barz, Silvia Ganss, Heiner Sasse, Volker Joos, Joko Miltenberger, Sara Niese, Richard Timel. Ganz herzlichen Dank Ihnen allen.