Coaching ist, im Unterschied zur Organisationsberatung, kein Beratungskonzept, welches auf Entscheidungen von organisiertem Handeln hinsteuert. Es ist vielmehr ein Reflexions- und Vorbereitungsraum für Handlungen. Dabei durchaus: für entschiedene Handlungen.
Entsprechend ist die Frage, wie Entscheidungen gelingen können, auch im Coaching von Führungskräften und/oder als Baustein in Organisationsberatung interessant. Und folglich richtet sich ein interessierter Blick in dieses Buch. Dieses versteht sich als Nachschlagewerk im Sinne eines Kochbuchs: Es gibt den Lesenden erprobte Rezepte an die Hand, die das Entscheiden erleichtern, die Qualität des Beschlusses erhöhen und eine konsequente Umsetzung beschleunigen (S. 14).
Den allergrößten Teil des Buches (S. 41–190) macht die Vorstellung von Entscheidungsmethoden aus. Diese sind in fünf Bereiche gegliedert, die mittels der Metapher vom Weg über einen Entscheidungsprozess-Kontinent beschriftet sind: Vom Quellgebiet der Exploration dessen, was es zu entscheiden gilt (1), über die Suche nach Lösungsoptionen (2), die Weise des Beschlusses (3), die Realisierung (4) und die Reflexion (5), mit der Möglichkeit der Rückgabe an die Exploration weiterer Beschlüsse. Dieses vor- und nachlaufende Kontexte einblendende Vorgehen erweitert die bloße Frage nach einer Weise von Entscheidung. Das ist gut markiert. Die vorgestellten Methoden bieten dafür – um in der Kochbuchmetapher zu bleiben – eine Rezeptbox von Klassikern. Wer das nächste, hippe Tool sucht, sucht (lobenswerterweise) vergebens.
Besondere Würdigung sollen zwei einleitende Grundlagenkapitel erhalten (S. 21–34), die in die Bedingungen guten Kochens einführen. Die Hinweise, die Entscheidungssituation adäquat einzuschätzen – verwiesen wird auf das Cynefin-Modell –, den Unterschied zwischen Chronos und Kairos zu sehen – man kann jederzeit entscheiden, aber nicht immer ist dafür die passende Zeit – und Achtsamkeit auf das atmosphärische Setting zu legen – denn Entscheidungen zu treffen, ist auch ein emotionales Erleben – sind aus Sicht des Rezensenten wertvoll.
Zur kritischen Würdigung gehört, dass die didaktische Entscheidung zur Verwendung einer Metaphernsprache (Rezepte, Wege) sehr ausgereizt wird, was in seiner Wirkung den sachlichen Gehalt unterbelichtet. Auch stört der Verkaufshinweis auf Material zur Arbeit mit dem „Entscheidungskontinent“ (S. 34). Die Zugänglichkeit zu den Methoden verstellt die Seitengestaltung, die vermutlich der Ordnungsstruktur eines Textwerks unterliegt. Dies wird dem reichen Angebot an Illustrationen, Listen und Tabellen nicht gerecht. Ein inhaltssensitives Seitenlayout wäre eine gute Entscheidung gewesen.
Fazit: Eine mit guten Kontexthinweisen versehene, solide Sammlung von Entscheidungsmethoden, die Coaches einen Überblick gibt und sie in ihrer Begleitung von Klienten unterstützt.
Jan-Christoph Horn