Das Thema Humor in Beratung, Coaching und Supervision ist nicht neu. Was aber könnte einen gezielten, humorvollen Einsatz von Provokation und Konfrontation im Coaching ausmachen? Die vier Autoren und Autorinnen stammen aus Forschung, Lehre und Beratung und tasten entsprechend das Feld gemeinsam aus ihren unterschiedlichen Perspektiven ab: wissenschaftlich, als Lehrende und Lernende, Beratende, Therapeuten, Supervisoren – und aus Sicht der Klienten und Klientinnen. So ist eine Monographie entstanden, von der Fritz B. Simon in seinem Vorwort sagt, dass „sich selbst humoristisch (vermeintlich) untalentierte Kollegen und Kolleginnen eingeladen fühlen dürften, damit zu experimentieren.“ (S. 10) Die Autorenschaft legt ihre eigenen Experimente mit dem humoristisch provokativen Ansatz offen.
Für die Autoren und Autorinnen handelt es sich um einen spielerischen, dynamischen und manchmal unerwarteten Ansatz – auch in der systemischen Beratungslehre –, der in Situationen mit scheinbar renitenten Klienten und Klientinnen am wirksamsten ist. Naturgemäß wird hier keine neue Schule dargestellt, auch keine Technik oder Tricks. Vielmehr geht es um die Voraussetzungen und Wirkungen, die die wohlwollenden Narren und Trickster in uns und ebenso bei und in Klienten bzw. Klientinnen besonders wirksam werden lassen. Anregend wird gezeigt, wie ein Trickster im Inneren Team wirkt oder was das typisch Wirksame an Trickster-Rollen in Geschichten und Filmen ausmacht.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Eine Provokation will hier das Neue, das Wichtige, das Wahre an den Tag bringen (wörtlich: herausrufen) – nicht etwa wütend machen. Bei dieser Art der Konfrontation geht es also darum, sich oder anderen ins Gesicht zu schauen, und nicht um Gegnerschaft. Daraus werden zehn Prinzipien entwickelt, die kurz gefasst vom Verstehen der gewohnten Sicht über deren Verstören zu neuen Handlungsmöglichkeiten und deren Verankerung im Alltag reichen.
„[Berater:innen] lernen, sich immer mehr auf das spontane Agieren im Jetzt einzulassen, und festigen ihr Vertrauen in die Ressourcen von Klient:innen. Provokatives Feedback eröffnet dann eine Möglichkeit, welche in andern Stilen nebensächlich bleibt. Es erlaubt Berater:innen, mit Klient:innen über die eigenen Fehler zu lachen.“ (S. 83)
Fazit: Ein Narr steckt in uns allen und nichts ist leichter, als andere zu provozieren. Dieser Band vermittelt hingegen die „hohe Schule“ der therapeutischen Konfrontation und Provokation. Es kommt zunächst auf die Haltung und das Gespür, sodann auf die Dosis an. Nicht jeder kann das lernen, ohne Übung und Erfahrung wird aber auch ein Naturtalent nicht weit kommen.