Die Autorin stellt eine Integration verschiedener Konzepte vor. Sie beginnt mit dem Zürcher Ressourcen Modell® (ZRM). Maja Storch und Frank Krause haben seit den 90er-Jahren aufbauend auf diversen Konzepten aus der Neurobiologie, der Motivationspsychologie bis hin zur Lösungsorientierten Psychotherapie einen Selbstmanagementansatz geschaffen und evaluiert, dessen Nutzen fürs Coaching man sicher als sehr hoch ansetzen muss. So mag der Leser sich, nachdem er diese etwa 30-seitige Zusammenfassung des ZRM gelesen hat, fragen, wie man dies nun noch toppen möchte.
Das nächste Konzept, das die Autorin vorstellt, nennt sich Lösungskunst. Es stammt vom Psychologen Herbert Eberhard und vom Kunsttherapeuten Paolo Knill. Kernidee ist die Arbeit mit künstlerischen Mitteln. Dies schließt einerseits sehr logisch am ZRM an. Da in dessen erstem Schritt - neurobiologisch fundiert, hier finden Psychoanalyse und Behaviorismus quasi zusammen - auch mit projektiven Methoden gearbeitet wird, haben wir es hier mit der Öffnung auf das Feld der Kunsttherapie, also mit einer Erweiterung des ursprünglichen ZRM-Ansatzes zu tun. Andererseits wirft dies nun etliche Fragezeichen auf, denn diese Methode erscheint doch allzu "weich". Die Fülle an theoretischen Konzepten, die von der Autorin hier herangezogen werden (von der Entwicklungspsychologie über die Polyästhetik, die Phänomenologie bis zur Systemtheorie), verstärken eher den Eindruck eines vorsorglichen Argumentierens gegen solcherlei Einwände, was den Eindruck des Legitimitätsdefizits beim Rezensenten aber nicht wirklich entkräften vermochte. Leider wird auch nicht genügend deutlich, wie konkret gearbeitet wird, sodass die Validität fraglich bleibt.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Lösungsorientierten Kurztherapie nach Berg & De Shazer. Das vierte Kapitel dreht sich um den Beitrag der Gedächtnisforschung für die Autobiografie. Mit Welzer wird das neurobiologische Konzept der somatischen Marker auf den kulturellen Bereich ausgeweitet. Die Bearbeitung und Veränderung von Kultur im Rahmen der Organisationsentwicklung steht im Fokus des fünften Kapitels, in dem es um das Großgruppenformat Appreciative Inquiry geht.
Im sechsten und letzten Kapitel geht es um die "Kunst des Selbst". Hier führt die Autorin ihre Überlegungen zu einem eigenen Ansatz zusammen. Es wird deutlich, dass sie im Prinzip stark auf dem ZRM fußt, dieses aber mit dem Prinzip der Poetik um einen kunsttherapeutischen Ansatz erweitert. All diese Ausführungen resonieren miteinander. Die Autorin wird nicht müde, passende Konzepte und Ansätze zusammenzutragen, sodass sich ein harmonisches Bild ergibt. Im wissenschaftlichen Sinne ist dies allerdings bloß eine große, unspezifische Hypothese. Das "integrative Konzept" als ZRM-Hybrid müsste, wie dies Storch und Krause mit dem Original seit Jahren ja schon vormachen, überprüfbar operationalisiert und damit auch falsifizierbar gemacht werden. Das dürfte noch eine Wegstrecke sein.
Zielgruppe dieses Buchs sind daher Coaches, die sich näher mit dem ZRM beschäftigen möchten. Vor allem solche, die das ZRM kennen und nun weitere Anregungen erhalten möchten. Unter ContentPlus kann der Käufer des Buchs mithilfe eines individuellen Codes im Internet auf eine Bildkartei von 40 Fotografien zugreifen. Mit solchen Fotos werden in der ersten Phase des ZRM die Bedürfnisse des Klienten exploriert.