Ein Logbuch in der Seefahrt ist - hinlänglich bekannt - unverzichtbar. Es erlaubt Protokollierung und Reflexion der Gedanken des Kapitäns. Ähnlich geht es in anderen Feldern zu, jeder Taucher und auch jeder Fallschirmspringer trägt stolz sein Logbuch mit sich. Aber ein Logbuch als Coach führen?
Daniel Meier sagt "Klar!" und bietet das "Logbuch Coaching" an. Vom Aufbau her scheint es auf den ersten Blick erst einmal ein teures Tagebuch zu sein. Es bietet Platz für die Reflexion von 40 Coaching-Sitzungen und bietet dem Leser zwischendurch kleine Happen an Artikeln und Infos. Zunächst nicht spektakulär, könnte man denken. Doch die Magie geschieht hinter den Kulissen.
Die Art der Protokollierung spiegelt Meiers Verständnis von Lernen und Entwicklung wieder: Jede Frage, die man zur Protokollierung nutzt, ist gleichzeitig eine ressourcenfokussierte Coaching-Frage. Und auch selten wird die gleiche Frage noch einmal gestellt. Als Logbuch-Nutzer trägt man seine Coachings nach und nach ein, jeweils eines pro Kunde. Es wird nach dem Thema und Namen des Kunden gefragt, was man einträgt, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Danach werden Fragen beantwortet, die sich mit der eigenen Coaching-Kompetenz, besonderen Ereignissen im Coaching oder, worauf man besonders stolz ist, befassen. Die Fragen lenken den Fokus vor allem auf das, was funktioniert hat, auf das, was besonders war und das, was man gelernt hat.
Das Logbuch lenkt einen auf eine sanfte Art, sich mit seiner eigenen Kompetenz und Entwicklung zu befassen. Beim ersten Zwischenstopp wird dann noch einmal genauer beleuchtet, was man aus den Coaching-Gesprächen selbst gelernt hat, welche Fähigkeiten besonders nützlich waren und was die Klienten als nützlich empfunden haben. Beim zweiten Zwischenstopp nutzt Meier das Multi-Scaling. Dort bricht man seine Coaching-Kompetenz von einer großen Skala in mehrere Skalen herunter und hinterfragt, wie die einzelnen Fähigkeiten im Moment stehen und wie man mehr von dem machen kann, was bereits jetzt funktioniert. Erreicht der Nutzer den dritten Zwischenstopp, beobachtet er die eigene Entwicklung und reflektiert seine eigene Entwicklung als Coach.
Auch die eingestreuten, kleinen Artikel entsprechen dem Verständnis des lösungsfokussierten Coaching-Modells und den Kernkompetenzen der International Coach Federation (ICF). Geschickt wird der Coach, der dieses Buch nutzt wie geplant, in seinen eigenen Kompetenzen gecoacht und der Fokus des Anwenders auf die Entwicklung der eigenen Kompetenzen gelenkt.
Durch den sich wie einen roten Faden durch das Buch ziehenden Fokus auf die eigenen Kompetenzen, Nützlichkeit und die eigene Entwicklung als Coach wird das Buch zu einem Werkzeug eigener Entwicklung, dass als eine Art Supervision der individuellen Entwicklung dient. Es bietet dabei genau wie der lösungsfokussierte Coaching-Ansatz keine Inhalte und geht davon aus, dass der lesende Coach der beste Experte für seine eigene Entwicklung ist. Und das mit Erfolg. Am Ende des Logbuchs bietet Meier dann doch noch ein paar Anregungen, mit denen man der eigenen Entwicklung noch nachhelfen kann, und rundet damit ein sehr gutes Arbeitsbuch für Coaches perfekt ab.
Ein einziges Manko gibt es jedoch: Der Preis von knapp 32 Euro ist für ein Workbook, auch wenn es einen eleganten farbigen Hardcover-Einband hat, doch etwas hoch.
Frank Taeger
Change, Leadership & Partners, Köln
www.change-leadership.net