Cover: Das Selbst-Coaching-Seminar – Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand. Wien: Linde international.
Walter Buchacher, Josef Wimmer

Das Selbst-Coaching-Seminar – Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand. Wien: Linde international.

Rezension von Anne Rocholl

3 Min.

Das "Selbst-Coaching-Seminar" ist die Zusammenfassung eines realen Seminars, welches die Autoren regelmäßig in Italien anbieten. Es soll dem Leser Methoden an die Hand geben, um sein Leben nicht weiter dem Zufall zu überlassen. Dazu haben die Autoren in fünf Kapiteln knapp 70 Übungen und Anregungen zusammengestellt, die helfen sollen, die eigenen Ziele und Visionen, Stärken und Potenziale zu erkennen und diese schließlich auch in die Tat umzusetzen.
Was zunächst viel versprechend klingt, scheitert jedoch bei vielen Übungen an der mangelnden Beschreibung ihrer Auswertung. Zum Beispiel schlagen die Autoren eine Übung zur Visualisierung der aktuellen Motivationsbilanz vor und beschließen diese dann mit einem zuversichtlichen: Nun setzen Sie sich hin und überlegen Sie sich, was Sie gegen die demotivierenden Faktoren tun können. Setzen Sie diese Punkte um und "Ihr Leben wird sich verbessern". Wie man auf diese Punkte kommt, geschweige denn, wie eine gelungene Umsetzung erfolgen kann, wird nicht verraten, oder (ansatzweise) erst viel später, im letzen Kapitel "Werkzeuge für den Erfolg". Es ist schade, dass die Autoren ihre zahlreichen Übungen nicht mit Beispielen aus der Praxis ergänzen. Dies würde die Anwendung und das Verständnis mit Sicherheit erleichtern.
Das Buch beginnt mit der Frage nach den richtigen Zielen. So verheißt es zumindest die Kapitelüberschrift, denn die erste Übung "Dem Glücklichen gehört die Welt" fordert den Leser zunächst dazu auf, sich regelmäßig bewusst zu machen, wie gut es ihm geht. Dieser Start ist fast symptomatisch für das gesamte Buch, denn man fragt sich wiederholt, wie die vorherigen Seiten mit den nächsten oder die Kapitelüberschrift mit der darin enthaltenen Übung in Zusammenhang stehen. Die Autoren wagen dabei Sprünge von der Besinnung aufs eigene Glück zum Management by Objectives oder von der Aufforderung zum täglichen Nein-Sagen zu einem Auszug aus Vera Kasts Trauerphasen. Dagegen ist die Grundstruktur, nach der jede der vorgestellten Methoden aufgebaut ist, recht klar gegliedert: Nach einer kurzen Einleitung mit einigen wenigen Hintergrundinformationen folgt eine Übung unter dem Motto "So nehmen Sie Ihre Zukunft selbst in die Hand". Die meisten Methoden werden durch einen Literaturtipp ergänzt und alle mit einem sorgfältig gestalteten Flipchart visualisiert.
Etwas unverständlich ist, warum die Autoren erst im zweiten Kapitel Methoden zu Erarbeitung der Lebensvision darstellen, denn die dort relativ ausführlich behandelte "Master-Mind-Map" (nach Michael Gelb) scheint der eigentliche rote Faden des Seminars zu sein. Ein braver Leser, der die Übung zum Master-Mind-Map im zweiten Kapitel durchgeführt hat, wird im dritten Teil des Buches jedoch wieder verwirrt, denn hier geht es - anstatt um die erwarteten Umsetzungsstrategien des bunten Lebensplans - um das eigene Persönlichkeitsprofil und Möglichkeiten, weniger "ja" und mehr "nein" zu sagen. Nach einem Exkurs zu Stress, Burnout und Entspannungstechniken schließt das letzte Kapitel mit Planungs- und Zeitmanagementtechniken.
Es kommt einem vor, als ob die Autoren ihren ganzen Methodenkoffer ausgeschüttet und versucht hätten, den gesammelten Inhalt in fünf Kapitel zu sortieren. Was ihnen dabei an Struktur misslungen ist, kann durch die Vielzahl an verschiedenen Übungen und angeschnittenen Themen nur wenig aufgefangen werden.
Fazit: Das Buch bietet für Laien zu wenig Hintergrundinformationen und für erfahrene Trainer relativ wenig Neues. Die vielen Flipchartbilder könnten für den einen oder anderen Coach Anregung sein, die eigenen Skizzen etwas liebevoller zu gestalten. Insgesamt ist es wohl eher für ehemalige Seminarteilnehmer geeignet, die sich über die umfassende und farbenfrohe Zusammenfassung der Übungen sicherlich freuen würden. Allerdings hätte hierfür die altbewährte Ringbuch-Version wohl ausgereicht.

Anne Rocholl

Berlin
anne.rocholl@web.de
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