Cover: Coaching – zum Wachstum inspirieren
Monika Zimmermann

Coaching – zum Wachstum inspirieren

Rezension von Jan-Christoph Horn

3 Min.

„Bücher zum Thema Coaching mit den immer gleichen Inhalten gibt es genug“ schreibt die Herausgeberin Monika Zimmermann gleich als allererstes in der Einleitung (S. 9). Im Anschluss daran markiert sie den Anspruch des vorliegenden Buches: keine weitere geschichtliche, methodische, konzeptionelle Einführung zu liefern, sondern Grundlagen bereitzustellen, und zwar – und das ist in der Tat interessant – von einer interdisziplinären Beratungswissenschaft her. Auf das Coaching übertragen, heißt das dann, auf ein Haus mit verschiedenen Disziplinen und Schulen zu schauen, mit Offenheit z.B. im epistemologischen, philosophischen und ethischen Gedankengut. Das Ergebnis soll nicht ein integratives Coaching-Verständnis sein, sondern eine integrative Hermeneutik für Coaching. Zimmermann legt damit gewissermaßen das schriftliche Werkstück dessen vor, was sie u.a. mit Erfahrung als Bildungsforscherin am „Zentrum für interdisziplinäres Coaching“ in Heidelberg in Beratungsausbildung und -praxis realisiert. 

Die Bezeichnung als „Handbuch“ ist damit nicht ganz passend gesetzt, bietet die Lektüre der 25 Beiträge doch „kein Lernpensum“ (S. 11) für werdende Coaches, sondern ein Kompendium für Coaches im Wachstum. „Handlich“ ist das – wie vom Carl-Auer-Verlag gewohnt – wertig gearbeitete Buch mit seinen rund 550 Seiten zudem nicht. Aber der Trend geht ohnehin in Richtung E-Book, welches auch hier angeboten wird. 

Die in drei Abschnitten (Begeistern, Bewusstmachen, Befähigen) von einem Autorenpool – u.a. Daniela Blickhan, Margret Fischer, Carolin Graßmann, Peter Kosarz, Jürgen Kriz, André Niggemeier, Dirk Rohr, Gunther Schmidt und Monika Zimmermann – erarbeiteten Beiträge haben Qualität. Dargestellt werden Bezugstheorien und Paradigmen des Coachings – hier dann durchaus im „Handbuch-Style“. Die in der Einleitung versprochene gute Lesbarkeit und zugängliche Darstellung wird z.B. durch Beiträge in Interviewform und eine Reihe von Schaubildern gehalten, freilich auf der Grundlage von zumindest einschlägigem Vorwissen. Durch alle Beiträge zieht sich auf angenehm unprätentiöse Weise der Eigenwert des Coachings.

Ob es das einleitende, ausführliche Darstellen aller Beiträge auf 13 Seiten gebraucht hätte, sei angefragt. Die „Erfüllungsprophezeiung“ zwischen der Behauptung sinnvoller Interdisziplinarität zu Beginn und der „Synopse“ (ab S. 480) wirkt dadurch übertrieben ausschweifend. Die originäre Leistung des Buches bleibt davon unberührt: Sich nicht mit der Aneinanderreihung von Beiträgen zu begnügen, sondern aus dieser auszusteigen und einen hermeneutischen, bildungswissenschaftlichen Frame für Coaching-Professionalität anzubieten. 

Vermerkt sei, dass der erste Beitrag („Was ist Coaching? – Ein Vorverständnis aus nationaler und internationaler Perspektive“ von Zimmermann und Niggemeier) dafür noch Grundlagen bildet und nicht „1 aus 25“ ist. Und eine ungenutzte Chance ist, Interdisziplinarität nur „auszulesen“. Ein die Interdisziplinarität kommentierender Austausch zwischen den themenvertretenden Autorinnen und Autoren wäre interessant.

Fazit: Gewissermaßen zwei Bücher in einem Buch: Handbuchwissen und bildungswissenschaftliche Hermeneutik von Coaching.

Jan-Christoph Horn

www.janchrhorn.de

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