Cover: Coaching im Unternehmen.
Angela Witt-Bartsch, Thomas Becker

Coaching im Unternehmen.

Rezension von Günther Mohr

3 Min.

Angela Witt-Bartsch und Thomas Becker haben ein Buch rund um das Coaching in Unternehmen vorgelegt. In fünf Kapiteln beschreiben sie und andere Autoren, wie Coaching in Personalentwicklung eingebettet sein kann und auch welche Zielsetzungen damit verfolgt werden. Das erste Kapitel bezieht sich nicht direkt auf Coaching, sondern thematisiert Personalauswahl und Personaleinsatz. Im zweiten Kapitel werden dann Praxisberichte zur Implementierung von Entwicklungsprogrammen, zu denen auch Coaching gehört, vorgestellt. Sehr detailliert kommen einzelne, in Firmen praktizierte Coaching-Konzeptionen zur Sprache, etwa das MAN-Beispiel, in dem Coaching nur für High Potentials angeboten wird. Persönliche Krisen, Stress, Burn-out und der Umgang in Firmen mit diesen Fragestellungen sind Thema des dritten Kapitels, worauf ein Kapitel zum Thema Konfliktmanagement folgt. Das letzte Kapitel geht wieder dezidierter auf Coaching-Beispiele aus Unternehmen ein.
Die Autoren folgen einer sehr weit gefassten Coaching-Konzeption. So kommt Coaching in unterschiedlichen Formaten vor, das Buch stellt aber in diesem Zusammenhang kein Gesamtkonzept des Coachings vor. Im Vorwort wird es als Buch "von Praktikern für Praktiker" und als Anregung "für die Verbesserung der Mitarbeiterführung und -förderung" angekündigt. Es hätte also durchaus auch einen anderen Titel haben können. An verschiedenen Stellen kommt ein Tenor heraus, als wenn man jemanden (beispielsweise rein betriebswirtschaftlich Denkende) vom Sinn guter Personalarbeit überzeugen müsste. So wird z.B. Konfliktmanagement als "Kostentreiber zwischenmenschlicher Befindlichkeiten" beschrieben.
Das Buch präsentiert eine Fülle von Checklisten und Hinweisen wie sie oft auch in Seminaren und Organisationsentwicklungsprojekten gegeben werden. In dieser Hinsicht ist es sehr reichhaltig, an einigen Stellen fast lehrbuchartig. Der Personalarbeitsansatz, der hier zum Tragen kommt, ist ein eher technischer - nach dem Motto: Wenn man all diese Checklisten beherrscht, gelingt die Personalarbeit. Andere Aspekte, etwa Unternehmenskultur, ethische Ausrichtung des Topmanagements oder auch die Veränderungen, die durch die Einflüsse neuer Kapitalmarktakteure (Analysten, institutionelle Investoren) auf die Personalarbeit in Unternehmen feststellbar sind, stehen nicht im Blickpunkt.
Das Buch ist gut lesbar und fachlich sauber konzipiert und geschrieben. An einigen Stellen ist die Sprache überraschend, wenn etwa Teamarbeit mit "Wo gehobelt wird, da fallen Späne" eingeleitet wird, um die Besonderheit der Teamarbeit herauszustellen. Auffällig ist, dass im Text keine Literaturangabe vorkommt, obwohl die inhaltlichen Ideen nicht neu sind. Nur am Ende des Buches werden weiterführende Literaturempfehlungen gegeben. Es ist sicher mühevoll, aber auch respektvoll den Entwicklern von Konzepten gegenüber deren Namen zu nennen. Ähnlich verhält es sich mit den Autoren des Buches. Insgesamt 17 Autoren des Buches werden am Ende genannt. Welcher Beitrag von wem stammt, ist nicht nachvollziehbar. Früher nannte man so etwas ein Autorenkollektiv. Dies ist eine interessante, fast in Vergessenheit geratene Variante.
Fazit: Insgesamt gibt das Buch für den, der anfängt sich mit den Themen Personalentwicklung und Coaching zu beschäftigen, Einblicke in einige Anwendungsfelder dieser Themen. Für den in diesen Themen fortgeschrittenen Leser bleibt durch die Einblicke in einzelne, unterschiedliche Unternehmenskonzepte vor allem die Breite und Verschiedenheit der Konzepte mit Namen Coaching in Erinnerung.

Günther Mohr

Hofheim
www.mohr-coaching.de
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