Cover: Ärmel hoch! Die 20 schwierigsten Führungsthemen und wie Top-Führungskräfte sie anpacken. Zürich: Orell Füssli.
Gudrun Happich

Ärmel hoch! Die 20 schwierigsten Führungsthemen und wie Top-Führungskräfte sie anpacken. Zürich: Orell Füssli.

Rezension von Torsten Brandenburg

4 Min.

"Ärmel hoch!" ruft einem der Titel des Buches zu. Der erste Eindruck: Etwas für Personen, die anpacken, machen, gestalten. Und ein erster Hinweis darauf, dass es sich bei diesem Buch um ein Anwender- und nicht um ein Lehrbuch handelt. Also, auf geht es. Vier Teile, zwanzig Kapitel, 208 Seiten umfasst das Werk. Die Überschriften der Kapitel sind klar und eindeutig. Es geht um die Rolle als Führungskraft, die eigene Leistungsfähigkeit und die der Mitarbeiter, Delegation, Entwicklung, Führung der nächsten Führungsebene, Dilemmata, Entscheidungen, Networking, Karriereziele und weitere Themen. Man findet als Führungskraft seinen Alltag sehr gut wiedergegeben und hört es laut zwischen den eigenen Ohren klingeln "Ja, so ist es". Das Buch richtet sich primär an eben diese Führungskräfte, die mit dem Buch arbeiten und ihre berufliche Situation anhand dieses Buches reflektieren möchten.
Gemäß des Titels geht es aber nicht nur um das Was (i. S. v. "Was sind wichtige Themen für Führungskräfte?"), sondern auch um das Wie: "Wie setze ich es um?" Zu dieser Frage gibt die Autorin jeweils themenbezogen Antworten, Hinweise und Ratschläge. Dies mag für den einen genau richtig, für den anderen teilweise zu normativ sein. Bei dem einen werden sich Stimmen regen, die sagen: "Aber das könnte doch auch anders sein?" oder "Wo ist die Studie, die das belegt?" Bei dem anderen wird man hören: "Da bringt es jemand mal auf den Punkt" oder "Ich möchte eine Anleitung für die Praxis - die habe ich hier". Es liegt letztlich beim Leser und den jeweiligen Erwartungen an das Buch. Diejenigen, die es klar, strukturiert und auf den Punkt gebracht mögen, werden mit dem Buch gut arbeiten können. Dies liegt unter anderem an der überschaubaren (und das ist sehr positiv gemeint) Länge der einzelnen Kapitel, für die man Zeit finden kann, die man in der Reihenfolge hintereinander oder einzeln lesen kann und die am Ende durch eine Zusammenfassung die Inhalte noch einmal klar herausstellen. Die Klarheit findet sich ebenfalls in der Sprache des Buches wieder, so dass man nicht über die in Anwenderbüchern häufig in Masse vertretenen "Buzz-Words" stolpert und holpert.
Ein Merkmal der Autorin ist, dass sie im Text häufig Vergleiche mit der Natur nutzt und diese Bilder und Analogien anbietet. Die Diplom-Biologin Happich bezieht sich hierbei auf das "Unternehmen Natur" (S. 10) oder das Lernen von der Natur ("Bionik", S. 10) und ihr eigenes System der "bioSystemik" (S. 10). So werden die einzelnen Teile des Buches auch mit entsprechenden Bildern aus der Natur beschrieben und eingeleitet (z. B. "Von der Raupe zum Schmetterling", "Individualist im Rudel", "Gepard oder Löwe?" und "Survival of the Smartest"). Der Vorteil dieser Analogien ist, dass sie für die Führungskraft Nähe und Distanz zum Sachverhalt schaffen. Distanz, da der Leser zunächst nicht direkt über sich sprechen, nachdenken muss, Nähe dadurch, dass er mit (vertrauten) Bildern arbeiten kann.
So lässt sich vielleicht auch eine gemeinsame Sprache zwischen Autorin/Coach und Leser/Klient finden, die für beide passend und anschaulich ist. Manch einer Führungskraft aus dem technisch-naturwissenschaftlichen Bereich mag dies die Ankopplung an den Inhalt und die Reflektion erleichtern. Vor allem dann, wenn eine zu starke Psychologisierung (bei anderen Büchern) den entsprechenden Leser bisher von der Beschäftigung mit den genannten Themen ferngehalten hat. Ebenso mag es Personen geben, die die Vergleiche zur Natur und zum Tierreich irritierend finden und nicht gut damit arbeiten könne. Hier muss der Leser individuell entscheiden. Die klare Passung auf der einen Seite, mag mitunter zu Lasten der Passung mit einem anderen Teil der Zielgruppe gehen. So ist es bei der Ausrichtung von Büchern - man kann es nicht allen recht machen. So klar die Struktur, so deutlich die Sprache, so analogiereich die Beispiele, so deutlich auch der Appell an die Führungskräfte, der sich durch das Buch zieht: Klarheit verschaffen!
Ziele, Mitarbeiter, Stärken, Werte und so weiter: Diverse Fragen laden den Leser zum Reflektieren ein, und konkrete Situationen aus dem Führungsalltag bieten Material zum Vergleichen, Erkennen und Lernen. Insgesamt ein sehr praktisches Buch - im doppelten Sinn: Praktisch, da es sich klar auf Situation aus der Führungspraxis bezieht und ebenso praktisch in der Handhabung, welche durch Kapitellänge, Sprache und Beispiele unterstützt wird. Die Themen sind sehr gut gewählt und entsprechen der Lage, in der sich viele Führungskräfte befinden.

Torsten Brandenburg

Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung, Münster
torsten.brandenburg@bwz.bfinv.de
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